Nervosität an den Aktienmärkten

In den vergangenen zwei Handelstagen erlebten fast alle Aktienmärkte weltweit überdurchschnittliche Kursrückgänge. Auslöser dafür waren Befürchtungen, dass der am Freitag überraschend stark gemeldete Anstieg der Löhne in den USA schneller als erwartet die Inflation ansteigen lässt. Dies könnte somit die US-Notenbank zwingen die Leitzinsen früher und stärker als erwartet zu erhöhen, was in Folge das Wirtschaftswachstum bremsen könnte.

Doch blicken wir kurz zurück. Die Aktienmärkte verzeichneten seit Juni 2016 (Brexit) keine markanten Kursrückgänge mehr. Die Wirtschaft befindet sich seitdem in allen Regionen der Welt – zum ersten Mal seit 2008 – in einem synchronen Aufschwung. Endlich erleben wir auch seit rund 1,5 Jahren in der Eurozone wieder ein Wirtschaftswachstum, das diesen Namen auch verdient.

Unternehmensgewinne haben sich in dieser soliden Marktphase im Jahr 2017 sehr gut entwickelt und haben die Aktienkurse entsprechend steigen lassen. Dies erscheint noch nachvollziehbar.

Ungewöhnlich waren aber die äußerst geringen Marktschwankungen seit Juni 2016. Diese „ruhigen Fahrwasser“ dürften wir mit der möglicherweise gesunden Marktkorrektur vorerst verlassen haben.

Die längerfristigen Fundamentaldaten sind nach wie vor sehr gut, der Aufschwung könnte also noch einige Zeit weitergehen.

Die Auftragsbücher der Unternehmen sind bis 2019 hinein prall gefüllt, die Kapazitäten mittlerweile sehr gut ausgelastet. Wegen der Aussicht auf weiterhin gute Gewinne steigern die Unternehmen die Investitionen. Die Arbeitslosigkeit in den USA ist auf einem Tiefstand und auch in Europa bessert sich nun endlich das Arbeitsmarktumfeld. Die Laune der Konsumenten ist gut. Das auch deshalb, weil nach jahrelanger Stagnation nun auch bei den Löhnen Besserung in Sicht ist. Sogar aus den südlichen Ländern Europas kommen positive Nachrichten.

In diesem Umfeld von einer Überhitzung zu sprechen, erachten wir als verfehlt. Die Inflation in den USA und in Europa ist weiterhin moderat und liegt in den meisten Ländern sogar unter den Zielwerten der Notenbanken. Auch die Lohnerhöhungen stehen erst am Beginn und sind alles andere als exzessiv. Selbst wenn Notenbanken die Leitzinsen erhöhen müssten (weil die Wirtschaft so gut läuft), dann steigen die Zinsen aus den „richtigen Gründen“. Und dann auch nur langsam. Denn vergessen wir nicht: Die Schuldenlast der Länder (insbesondere USA, Europa und Japan) hat seit 2008 weiter zugenommen. Zu hohe Zinsen würden die Staatsbudgets wieder in Bedrängnis bringen. Ein Umstand, der die Notenbanken schon in den letzten Jahren sehr kreativ werden ließ.

Die aktuelle Korrektur ist zwar nicht angenehm, aber auch nicht ungewöhnlich, möglicherweise sogar gesund. Für Pessimismus und Schwarzmalerei sehen wir daher aktuell keinen Anlass.

Für Fragen und weitere Information steht Ihnen Ihr Team von Private Banking Attersee jederzeit gerne zur Verfügung!

Richard Malzer, MA - Senior Berater Private Banking

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